HIV und AIDS Die HIV- und AIDS-Forschung stellt auch heute noch eine der größten Herausforderungen für die Weltmedizin dar. Nach vier Jahrzehnten Forschung infiziert das humane Immundefizienzvirus (HIV) weiterhin jährlich über eine Million Menschen, während Wissenschaftler unermüdlich an neuen Strategien zur Prävention, Behandlung und eines Tages auch zur endgültigen Heilung arbeiten. Betrachten wir zunächst die HIV- und AIDS-Forschung allgemein und beginnen wir wie immer mit dem allgemeinen Forschungsfeld.

Was versteht man unter HIV- und AIDS-Forschung?
Le HIV- und AIDS-Forschung umfassen alle wissenschaftlichen Studien, die sich mit dem Verständnis des humanen Immundefizienzvirus, der Entwicklung neuer Therapien, der Verbesserung der Prävention und der Suche nach einer endgültigen Heilung befassen. Diese Forschung reicht von der virologischen Grundlagenforschung bis zur Arzneimittelentwicklung, von der klinischen Medizin bis hin zu epidemiologischen Studien.
Das Forschungsgebiet hat sich in den letzten Jahren dramatisch weiterentwickelt. Während HIV in den 80er Jahren ein fast sicheres Todesurteil war, ist es heute für HIV-positive Menschen, die die antiretrovirale Therapie korrekt befolgen, kann eine nahezu normale Lebenserwartung haben. Dieser Wandel ist das Ergebnis jahrzehntelanger intensiver HIV-Forschung was er gebracht hat auf mehr als 30 zur Behandlung von HIV zugelassene Medikamente.
Die aktuelle Landschaft weist mehrere besonders vielversprechende Forschungsrichtungen auf. Die aus der Forschung hervorgegangenen Daten Der Schwerpunkt liegt auf langwirksamen Medikamenten, die statt täglicher Tabletten alle sechs Monate Injektionen ermöglichen. Parallel dazu wird die Forschung an einer endgültigen Heilung (der sogenannten „sterilisierenden Heilung“) mithilfe innovativer Ansätze wie der Genomeditierung und neutralisierender monoklonaler Antikörper fortgesetzt.
Wie funktioniert neue, langfristige HIV-Forschung?
Die 2024 markierte einen Wendepunkt mit dem Aufkommen von Drogen lang wirkend, die die therapeutische Landschaft revolutionieren. Lenacapavir, das Medikament, das gewonnen hat die Auszeichnung „Durchbruch des Jahres“ des Magazins Forschung, stellt die Speerspitze dieser Revolution dar: Mit einer einzigen Injektion alle sechs Monate wird eine Kontrolle des Virus mit einer Wirksamkeit von nahezu 100 % gewährleistet.
Wie funktioniert es? Lenacapavir verfügt über einen innovativen Wirkmechanismus, der das Eindringen des Virus in die Zellen verhindert und die Virusreplikation wirksamer blockiert als herkömmliche Medikamente. Es ist der erste HIV-Kapsid-Inhibitor, ein Protein, das für die Virusassemblierung unerlässlich ist.
Aber er ist nicht der einzige Protagonist dieser Revolution. Auch andere langwirksame Medikamente Sie können ihren Teil dazu beitragen.
Die Kombination Cabotegravir und Rilpivirin, das in Italien bereits erhältlich ist, ermöglicht Injektionen alle acht Wochen. Das ALADDIN Studio, koordiniert durch den Arzt Silvia Nozza des IRCCS Ospedale San Raffaele vergleicht die Verabreichung der Behandlung mit Cabotegravir Long Acting in Kombination mit Rilpivirine Long Acting bei HIV-positiven Patienten im Krankenhaus und zu Hause.
Diese Medikamente sind für die Patienten nicht nur angenehmer: Sie stellen eine wahre soziale Revolution dar. Langzeitbehandlung hilft das mit der Krankheit und der Therapie verbundene Stigma und Selbststigma zu überwinden und die Wahrscheinlichkeit eines Behandlungsabbruchs zu verringern.
Denken Sie an die psychologischen Auswirkungen: Anstatt durch die tägliche Einnahme einer Tablette an die Erkrankung erinnert zu werden, kann der Patient monatelang beinahe „vergessen“, dass er HIV-positiv ist.

Warum verändert die HIV-Forschung die Prävention?
La Präexpositionsprophylaxe (PrEP) stellt einen der größten Erfolge der HIV-Prävention der letzten Jahrzehnte dar. In Italien ist der Einsatz von Prophylaxe Die Zahl der präexpositionellen PrEP-Maßnahmen zur Vorbeugung einer HIV-Infektion nimmt rapide zu: im Jahr 2024 waren es 16.220 Nutzer, was einem Anstieg von 43,2 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Aber was macht PrEP so effektiv? Dies ist eine Prophylaxe, die für HIV-negative Menschen empfohlen wird, deren Sexualverhalten ein hohes Risiko für eine HIV-Infektion birgt. Bei genauer Einhaltung der PrEP können fast alle HIV-Infektionen verhindert werden.
Der wirkliche Qualitätssprung kommt mit der Langwirksame PrEP. Eine alle zwei bis drei Monate intramuskuläre Verabreichung einer Langzeit-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) sorgt für eine verlängerte und konstante Freisetzung des Wirkstoffs ins Blut und hält so optimale therapeutische Werte zur Bekämpfung der Infektion aufrecht.
Allerdings ist nicht alles perfekt. Die Anwendung von PrEP schützt vor HIV, nicht jedoch vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STIs), die unter Prophylaxe-Anwenderinnen auf dem Vormarsch sind. Zwei wissenschaftlichen Studien zufolge hat sich etwa ein Viertel der PrEP-Anwenderinnen mindestens eine STI zugezogen.
Darüber hinaus zeichnet sich ein beunruhigendes Phänomen ab: Chemsex-bezogene Daten (die Verwendung von Substanzen zur Verlängerung oder Intensivierung des Geschlechtsverkehrs) ergab sich aus einer zwischen 2024 und 2025 in Mailand durchgeführten Studie. Der Prozentsatz der PrEP-Benutzer, die angaben, es zu praktizieren stieg von 14 % auf 22 %.
Welche Herausforderungen bestehen in der HIV-Forschung im Hinblick auf eine endgültige Heilung?
Die Suche nach einem Sterilisationsbehandlung Die Bekämpfung von HIV bleibt eines der ehrgeizigsten Ziele der modernen Medizin. Derzeit konnten weltweit nur wenige Menschen durch Stammzelltransplantationen von HIV geheilt werden, während andere durch denselben Prozess als „potenziell“ geheilt gelten.
Der bekannteste Fall ist der „Berliner Patient“, Timothy Ray Brown, der erste Mann, der von HIV geheilt wurde. Paul Edmonds, ein kalifornischer Patient, hat es geschafft, zwei der härtesten Kämpfe gleichzeitig zu gewinnen: HIV und Krebs. Vor fünf Jahren erhielt Edmonds eine allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation, die eine genetische Mutation aufwies, die mit einer Resistenz gegen HIV-1 in Verbindung gebracht wird.
Wie funktioniert diese „Heilung“? Von Edmonds erhaltene Stammzellen hatte zwei Kopien einer seltenen genetischen Mutation namens CCR5 delta-32. Nur etwa 1–2 % der Bevölkerung haben diese Mutation, aber sie macht Menschen resistent gegen HIV. HIV nutzt den CCR5-Rezeptor, um in das Immunsystem einzudringen und es anzugreifen, doch die CCR5-Mutation verhindert das Eindringen des Virus.
Stammzelltransplantationen bergen jedoch erhebliche Risiken, sodass nicht alle HIV-Infizierten für diese Behandlung in Frage kommen. Sie steht weiterhin nur Patienten mit lebensbedrohlichem Blutkrebs zur Verfügung.
Die Forschung erkundet alternative Wege. Im San Raffaele Krankenhaus die Studie ist im Gange KERN 007Ziel dieser Studie war die Erforschung der potenziellen Anwendung eines therapeutischen Impfstoffs bei HIV-Infizierten zur virologischen Unterdrückung. Die Anwendung der Gen-Editierungsstrategie bei HIV-Infektionen löste Enttäuschungen aus, weckte aber auch Hoffnungen, da der monoklonale Antikörper, der den PD-1-Rezeptor blockiert, die Wiederaufnahme der Virusreplikation verzögern könnte.

Wie entwickelt sich die HIV-Medikamentenforschung?
Die pharmakologische Forschung erlebt einen Moment außergewöhnlicher Innovationen. Zwei Präsentationen von CROI 2024 scheinen darauf hinzudeuten, dass zwei langwirksame antiretrovirale Medikamente (die bereits erwähnten Lenacapavir und Cabotegravir) erfolgreich kombiniert werden könnten mit neutralisierende monoklonale Antikörper (bnAbs) zur Behandlung von HIV.
Eine der interessantesten Neuerungen betrifft die wöchentliche Behandlungspläne. Eine orale Therapie mit Lenacapavir und Islatravir Es hat sich gezeigt, dass eine Behandlung mit nur einmal wöchentlicher Einnahme die HIV-Replikation ebenso wirksam eindämmt wie eine Behandlung mit täglicher Medikamenteneinnahme.
Diese Fortschritte sind kein Zufall. Mit den neuen Medikamenten, die seit etwa zwei Jahren erhältlich sind, konnten wir die Verabreichungsintervalle bei intramuskulärer Injektionstherapie auf acht Wochen und bei subkutaner Verabreichung auf sechs Monate verlängern.
Allerdings besteht ein Problem hinsichtlich des Zugangs: Schätzungsweise haben nur 50 % der HIV-Infizierten Zugang zu den derzeit verfügbaren langwirksamen Medikamenten. Mit den neuen Medikamenten, deren Studien sich in Phase 2 und 3 befinden, wird die überwiegende Mehrheit der Patienten von Behandlungen mit verlängerter Wirkstofffreisetzung profitieren können.
Wie ist die globale epidemiologische Situation von HIV?

Die globalen Daten zeichnen ein komplexes Bild: Sie zeigen deutliche Fortschritte, aber auch besorgniserregende Verlangsamungen. Unter den fast 40 Millionen Menschen Von den weltweit 39,9 Millionen HIV-Infizierten werden derzeit drei von vier behandelt. Dies ist eine außergewöhnliche Zahl, wenn man bedenkt, dass die Behandlungsabdeckung bis 2010 lediglich 47 % betrug.
Es ist jedoch völlig inakzeptabel, dass fast ein Viertel der Weltbevölkerung mit HIV (9,3 Millionen Menschen) immer noch keine lebensrettende Behandlung erhält. Die Folge ist, dass Jede Minute stirbt auf der Welt ein Mensch an AIDS-bedingten Krankheiten.
Auch die Neuinfektionen erzählen ein ambivalentes Bild. Die jährlichen Neuinfektionen sind zurückgegangen 39% seit 2010, mit einem noch stärkeren Rückgang in Ost- und Südafrika. Allerdings, gemäß den Verpflichtungen der Mitgliedstaaten, Bis 370 sollte die Zahl der HIV-Neuinfektionen auf unter 2025 pro Jahr sinken, Ende 2023 lag sie jedoch immer noch bei 1,3 Millionen.
Besonders besorgniserregend ist, dass in drei Regionen der Welt die Infektionen sogar zunehmen: Naher Osten/Nordafrika, Osteuropa/Zentralasien, Lateinamerika.
Zum ersten Mal in der Geschichte der HIV-Pandemie kommt es außerhalb Afrikas südlich der Sahara zu vermehrten Neuinfektionen.
Welche Rolle spielt die italienische HIV-Forschung im globalen Panorama?
Italien nimmt in der weltweiten HIV-Forschung eine herausragende Stellung ein und leistet sowohl klinisch als auch wissenschaftlich bedeutende Beiträge. Das Nationale Zentrum für HIV/AIDS-Forschung des Istituto Superiore di Sanità teilt mit der WHO und UNAIDS das Ziel, die Epidemie zu stoppen und sicherzustellen, dass Menschen mit HIV eine gute Lebensqualität haben.
Die fortschrittlichsten Produkte der HIV-Forschung Zu den italienischen Entwicklungen gehören ein therapeutischer HIV-Impfstoff auf Basis des viralen Proteins Tat und eine neue Therapie für das Kaposi-Sarkom; beide sind bereit für die klinische Wirksamkeitsstudie der Phase III.
La ICONA-Stiftung stellt eine der wichtigsten Patientenkohorten der Welt dar. Im NoCo-Studio Im Zeitraum 2017–2022 wurden 16.700 HIV-Infizierte erfasst; 27,3 % waren HCV-positiv. 86,4 % der an HCV-Viremie leidenden Personen begannen mit der Einnahme direkt wirkender antiviraler Medikamente.

Ein interessanter Aspekt der HIV-Forschung Italienische Angelegenheiten der territoriale Ungleichheiten. Wenn Regionen wie Friaul-Julisch Venetien (+65,4 %) und Emilia-Romagna (+54,7 %) verzeichnen deutliche Anstiege bei PrEP, im Süden bleiben die Zahlen niedrig: +10 % in Kampanien, Nullwachstum in Apulien.
Was bedeutet das U=U-Prinzip für Patienten?
Eine der wichtigsten Errungenschaften der letzten Jahre ist die wissenschaftliche Anerkennung des Prinzips U=U (nicht nachweisbar = nicht übertragbar)Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass eine Person mit HIV, die regelmäßig eine Therapie durchführt und deren Viruslast nicht nachweisbar ist, überträgt das Virus nicht auf Sexualpartner.
Diese Entdeckung hat enorme psychologische und soziale Auswirkungen. 2019 fand in Rom im Gesundheitsministerium die italienische Konsenskonferenz zum Thema U=U statt – ein historischer Meilenstein. Die wichtigsten italienischen Wissenschaftsgemeinschaften, darunter Verbände und Gemeinschaften, erkannten die Gültigkeit dieses Prinzips offiziell an.
Die wissenschaftlichen Beweise sind überwältigend. Die Studie endete 2018, und in acht Jahren Beobachtungszeit und rund 77.000 ungeschützten sexuellen Begegnungen wurde kein einziger Fall einer Übertragung innerhalb einer Paarbeziehung festgestellt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person mit HIV und einer nicht nachweisbaren Viruslast das Virus sexuell überträgt, ist wissenschaftlich gleich Null.
Welche Zukunftsaussichten gibt es im Kampf gegen HIV?
Der Kampf gegen HIV bietet Chancen und Herausforderungen zugleich. Die Staats- und Regierungschefs der Welt haben sich verpflichtet, Die AIDS-Pandemie als Bedrohung für die öffentliche Gesundheit bis 2030 beenden Und sie können ihr Versprechen einlösen, allerdings nur, wenn sie dafür sorgen, dass die HIV-Bekämpfung über die nötigen Ressourcen verfügt.
Die weltweiten Mittel für die HIV-Bekämpfung sinken jedoch. Der Rückgang der verfügbaren Mittel betrug 19,8 Milliarden Dollar im Jahr 2023 und entspricht damit 5 % gegenüber 2022. Verglichen mit dem für 2025 prognostizierten Bedarf von 29,3 Milliarden Dollar beträgt die Lücke immer noch XNUMX Milliarden Dollar.
Auf therapeutischer Ebene sind die Aussichten ermutigender. Auch 2025 entwickelt sich die HIV-Behandlung weiter. Neue antiretrovirale Therapien verbessern die Wirksamkeit und reduzieren Nebenwirkungen. Neue Formen der PrEP werden immer häufiger verfügbar.
Die Forschung erforscht auch völlig neue Ansätze. Ein israelisches Team hat mithilfe der Genomeditierung weiße Blutkörperchen des B-Typs erzeugt, die das Immunsystem gegen das Virus aktivieren. Treffen die erzeugten weißen Blutkörperchen auf das Virus, werden sie zur Teilung angeregt – und mutiert das Virus, tun dies auch die weißen Blutkörperchen des B-Typs.
Die Hoffnung auf eine Zukunft ohne AIDS
Vierzig Jahre nach der Entdeckung von HIV hat die Wissenschaft das einstige Todesurteil in eine behandelbare chronische Krankheit verwandelt. Dank antiretroviraler Therapien erreichen HIV-positive Patienten heute ein Überleben, das dem der Allgemeinbevölkerung immer näher kommt. Bei regelmäßiger Therapie kann die Virämie auf Null gesenkt werden, sodass das Virus nicht mehr übertragbar ist.
Heute verfügen wir über Präventionsinstrumente wie PrEP und die antiretrovirale Therapie ermöglicht HIV-Infizierten eine ähnliche Lebensqualität wie der Allgemeinbevölkerung. Dennoch ist die Infektion immer noch vorhanden und eine Bedrohung.
Das Ziel bleibt ehrgeizig, aber erreichbar: Das Ende von AIDS könnte in greifbare Nähe rücken, die Fortschritte sind zwar beträchtlich, aber zu langsam, und im Vergleich zu den SDGs für 2030 ist die Welt global gesehen vom Kurs abgekommen.
Wie immer in der medizinischen Forschung eröffnet jeder Fortschritt neue Möglichkeiten, offenbart aber auch neue Komplexitäten. HIV hat der Menschheit die Bedeutung wissenschaftlicher Forschung, globaler Solidarität und des Kampfes gegen Stigmatisierung gelehrt. Vielleicht hat uns dieses Virus am Ende nicht nur gesünder, sondern auch menschlicher gemacht.