Haben Sie jemals davon gehört? Marines Geoengineering? Wohl kaum, doch Hunderte Unternehmen experimentieren bereits mit Techniken, um die Ozeane in riesige CO2-Staubsauger zu verwandeln. Die Idee klingt verlockend: Anstatt die Emissionen zu reduzieren, manipulieren wir die Meere chemisch, damit sie mehr Kohlendioxid aufnehmen. Ein Milliardengeschäft, das verspricht, das Klima ohne großen Aufwand zu retten.
Es ist schade, dass eine neue deutsche Studie, die in Environmental Research Letters hat lediglich den Spieß umgedreht und gezeigt, dass diese Technologien das Sterben der Ozeane beschleunigen könnten.
Marines Geoengineering: Wenn die Heilung schlimmer wird als die Krankheit
Marines Geoengineering funktioniert nach einer scheinbar einfachen Logik: Wenn die Ozeane bereits auf natürliche Weise 25 % unserer CO2-Emissionen absorbieren, warum sollten wir ihnen nicht dabei helfen, noch mehr zu tun? Die getesteten Techniken reichen von Düngung mit Eisen das Wachstum von Plankton zu stimulieren, Anbau riesiger Kelpwälder, Fine all 'Zugabe von alkalischen Mineralien die Meereschemie zu verändern.
Andreas Oschlies und sein Team von GEOMAR Helmholtz-Zentrum haben diese Methoden mit globalen Klimamodellen analysiert und dabei eine beunruhigende Nebenwirkung entdeckt. Viele dieser Techniken, insbesondere die biologischen, könnte den Sauerstoffverlust in den Ozeanen dramatisch beschleunigen. Der Mechanismus ist pervers: Durch die Stimulierung des Wachstums der Meeresbiomasse wird ein Zersetzungsprozess ausgelöst, der wertvollen Sauerstoff verbraucht.
Das Paradoxon des verlorenen Sauerstoffs
Die Zahlen der deutschen Studie sind gnadenlos. Marines Geoengineering könnte zu einem Verlust an gelöstem Sauerstoff führen, der vier- bis 4-mal größer ist als der erwartete Nutzen aus der Verringerung der globalen Erwärmung. Es ist, als würde man ein Schwimmbecken leeren, nur um ein Glas zu füllen.
Die Ozeane haben in den letzten fünfzig Jahren aufgrund der globalen Erwärmung bereits etwa 2 % ihres Sauerstoffs verloren. Warmes Wasser enthält weniger Sauerstoff und dieses Phänomen führt zur Entstehung immer mehr „toter Zonen“, in denen Meereslebewesen einfach nicht überleben können. Wie ich in diesem Artikel betonteist die Versauerung der Meere bereits eine tickende Zeitbombe für die marinen Ökosysteme.

Marine Geoengineering: Die gefährlichsten Techniken
La Ozeandüngung mit Eisen Es handelt sich um eine der riskantesten Methoden. Die Idee ist einfach: Eisen im Meer verteilen, um das Wachstum von Phytoplankton anzuregen, das dadurch mehr CO2 aufnehmen soll. Das Problem? Wenn diese Mikroorganismen sterben, sinken sie ab und zersetzen sich in einem Prozess, der Sauerstoff verbraucht und ausgedehnte hypoxische Zonen bilden kann.
Der Anbau von Makroalgen birgt ähnliche Risiken. Unternehmen wie Seafields entwirft Meeresfarmen von 95.000 Quadratkilometern im Atlantik, eine Fläche so groß wie Portugal. Doch wenn diese Biomasse sinkt und zerfällt, könnte großen Teilen der Ozeane den lebenswichtigen Sauerstoff entziehen.
Das Geschäft mit Emissionszertifikaten
Hinter der explosionsartigen Entwicklung des Meeres-Geoengineerings verbirgt sich ein rasant wachsender Markt: Emissionszertifikate. Unternehmen können sogenannte Token verkaufen, die für Tonnen CO2 stehen, die aus der Atmosphäre entfernt wurden. Jeder Token ist Hunderte von Dollar wert. Im Jahr 2024 wurden über 340.000 Marine-Credits verkauft, verglichen mit nur 2.000 vor vier Jahren.
Das Risiko besteht darin, dass der Wettlauf um Profite zu immer größeren Experimenten ohne angemessene Umweltverträglichkeitsprüfungen führt. Er warnt: Robert Danovaro der Polytechnischen Universität Marche, einer der 13 Meeresbiologen, die Alarm schlugen am Forschung: „Die vorgeschlagenen Projekte befinden sich überwiegend noch in einer theoretischen, modellbasierten Phase.“
Gibt es eine sichere Straße?
Es ist nicht alles verloren. Die Studie identifiziert einige geochemische Techniken, wie die Alkalisierung der Ozeane mit kalkhaltigen Mineralien, die den Sauerstoffgehalt nur minimal beeinflussen. Diese Methoden stimulieren kein biologisches Wachstum und vermeiden so den perversen Kreislauf von Wachstum, Zersetzung und Sauerstoffverbrauch.
Besonders vielversprechend erscheint die Kultivierung von Makroalgen mit aktiver Biomasseernte. Erntet man die Algen, anstatt sie absinken zu lassen, kann man deren Zersetzung unter Wasser vermeiden. Den Modellen zufolge Mit dieser Technik ließe sich sogar bis zu zehnmal so viel Sauerstoff wiederherstellen, wie durch den Klimawandel verloren geht.
Die Lektion, die wir lernen müssen
Das marine Geoengineering lehrt uns eine grundlegende Lektion: Es gibt keine Patentrezepte für den Klimawandel. Jeder Eingriff hat Folgen, die oft unvorhersehbar sind. Oschlies betont: „Was dem Klima hilft, ist nicht automatisch gut für den Ozean.“
Anstatt nach technologischen Abkürzungen zu suchen, sollten wir uns vielleicht auf die einfachste und sicherste Lösung konzentrieren: die Verbrennung fossiler Brennstoffe einzustellen. Die Meere haben genug Probleme, ohne dass wir sie zu Versuchskaninchen für planetarische Experimente machen.