Am 21. Oktober 1966 begrub eine schwarze Schlammlawine im walisischen Bergbaudorf Aberfan eine Schule. 116 Kinder starben. Am Tag zuvor Paul DaviesDer Achtjährige hatte Männer gezeichnet, die in einem Hügel gruben, und über den Figuren stand „Das Ende“. Eryl Mai JonesEin zehnjähriger Junge hatte seiner Mutter erzählt, er habe geträumt, dass „etwas Schwarzes“ über die Schule gekommen sei. Beide starben am nächsten Tag, ebenso wie ihre Mitschüler. Ein schreckliches Ereignis, das von Paranormalisten oft erzählt wird: eine neue Studie der University of North Carolinadeutet jedoch darauf hin, dass sogenannte Vorahnungen weniger paranormaler und eher neurologischer Natur sein könnten, als wir dachten.
Eine Tatsache vor allem? 84 % der Erwachsenen Beobachtete Personen haben regelmäßig mindestens eine Art anomaler Erfahrung gemacht: Vorahnungen, Déjà-vus und unerklärliche Synchronizitäten. Wie ist das möglich? Werfen wir einen Blick auf die wissenschaftliche Perspektive hinter diesen Phänomenen.
Die unterbewusste Verbindung, die Eigenschaft, die vorhersagt
Eine Studie veröffentlicht in Psychologie des Bewusstseins: Theorie, Forschung und Praxis An der Studie nahmen über 2.200 amerikanische Erwachsene teil. Ziel war es, herauszufinden, warum manche Menschen stärker auf zukünftige Ereignisse eingestellt zu sein scheinen als andere. Olafur S. Palsson, Psychologe und emeritierter Professor derUniversität von North Carolinaentwickelte einen Fragebogen namens Gedankenwirkungsskala zu messen, was definiert „unterbewusste Verbindung“: der Grad der Interaktion zwischen bewusster Wahrnehmung und unterbewussten Gedanken.
Die Teilnehmer bewerteten, inwieweit sie Aussagen zu mentalen Erfahrungen und psychologischen Merkmalen zustimmten: automatische Gedanken, plötzliche Intuitionen, emotionale Resonanz, spontane mentale BilderAber auch die Häufigkeit ungewöhnlicher Erlebnisse wie telepathischer Eindrücke, vorkognitiver Träume und beunruhigender Zufälle. Das Ergebnis? Menschen mit einer starken unterbewussten Verbindung berichteten viel häufiger von diesen Erfahrungen. im Vergleich zu denen mit niedrigen Punktzahlen.
Unterbewusste Verbindung ist kein An-/Aus-Phänomen. Sie ist eine Eigenschaft, die von Mensch zu Mensch variiert, wie Extrovertiertheit oder Neurotizismus, aber im Laufe der Zeit relativ stabil bleibt. Laut Palsson: manche Menschen haben einfach einen intensiveren Dialog zwischen dem Bewusstsein und dem UnterbewusstseinIhr Verstand registriert Signale, die andere verwerfen.
Vorahnungen: Dissoziation, magisches Denken und Absorption
Die Studie identifizierte eine Reihe psychologischer Merkmale im Zusammenhang mit anomalen Erfahrungen. Diejenigen, die häufige Vorahnungen berichten, neigen dazu, ein höheres Maß an Dissoziation (eine Trennung von den eigenen Gedanken, Gefühlen oder Erinnerungen), Magisches Denken (der Glaube, dass Gedanken oder Handlungen physische Ereignisse direkt beeinflussen können) und Absorption (die Fähigkeit, sich so vollständig in eine Aktivität zu vertiefen, dass man das Zeitgefühl verliert).
Aber es gibt auch die intuitives Denken: Diese Form der Argumentation basiert eher auf unmittelbaren Eindrücken als auf logischer Analyse. Und die seltsame Synchronizitäten, wenn zwei Ereignisse so unwahrscheinlich zusammentreffen, dass sie bedeutsam erscheinen. Palsson erklärt:
„Manche Menschen haben eine viel engere Verbindung zu ihren unbewussten Teilen. Ihr Bewusstsein und Unterbewusstsein beeinflussen sich im Alltag auf ungewöhnlich intensive Weise.“
Das prädiktive Gehirn antizipiert ständig
Neurowissenschaftler vermuten, dass das Gehirn funktioniert als „Vorhersagemaschine“Wenn wir Geräusche wahrnehmen oder Bilder sehen, verarbeitet nur ein kleiner Teil des Gehirns (1 bis 5 %), was wir tatsächlich sehen oder hören. Die restlichen 95 % sind damit beschäftigt, Vorhersagen darüber zu treffen, was passieren könnte. Diese Fähigkeit, bekannt als prädiktives Gehirn, hilft uns, unsere geistigen und körperlichen Ressourcen zu optimieren und sie darauf vorzubereiten, besser und schneller zu reagieren.
Das Standardnetzwerk des Gehirns, das beim Tagträumen und bei der Selbstbeobachtung aktiv ist, könnte bei der Entstehung dieser Eindrücke eine Rolle spielen. Verbesserte Konnektivität zwischen Gehirnregionen, die für Gedächtnis, Emotionen und Vorhersagen verantwortlich sind Dies könnte die Intensität oder Lebhaftigkeit sogenannter Vorahnungen erklären.
„Anomale Erfahrungen sind etwas, das die meisten Menschen zumindest gelegentlich erleben“, sagt Palsson. „Unsere Studien haben gezeigt, dass 84 bis 86 Prozent der Erwachsenen wiederholt mindestens eine Art solcher Erfahrungen machen.“Es handelt sich daher nicht um ein seltenes oder marginales Phänomen, sondern um ein weit verbreitetes Merkmal der menschlichen Wahrnehmung.
Evolutionärer Vorteil oder kognitive Verzerrung?
Könnten Vorahnungen einen evolutionären Vorteil bringen? Vielleicht ermöglichen diese ungewöhnlichen Erfahrungen dem Menschen, subtile Muster besser zu interpretieren, so Palsson. Oder, prosaischer ausgedrückt, könnten Vorahnungen erklärt werden durch selektives ErinnernWir erinnern uns an zutreffende Vorhersagen und vergessen jene, die nie eintrafen.
Betrachten wir die Confirmation Bias und dieVerfügbarkeit Heuristik, unsere Tendenz, uns an emotional aufgeladene Ereignisse zu erinnern und die trivialen zu vergessen. Hundert Träume sind vergessen; einer, der mit einer Tragödie zusammenfällt, wird unvergesslich. Vorahnung ist vielleicht weniger eine Frage des "Sehens der Zukunft" als vielmehr eine Frage von bewusst oder unbewusst subtile Signale wahrnehmen, die der Geist bereits verarbeitet.
Es ist ein bisschen wie beim Überqueren der Straße: Unser Gehirn berechnet automatisch, ob die benötigte Zeit zum Überqueren kurz genug ist, um nicht von einem entgegenkommenden Auto angefahren zu werden. Wir denken nicht bewusst darüber nach, aber die Berechnung läuft ab. Ebenso kann das Unterbewusstsein Informationen verarbeiten, die das Bewusstsein noch nicht registriert.
Vorahnungen, wenn das Unerklärliche wird… Navigation
Die Studie ergab auch, dass Eine größere Anzahl anomaler Erfahrungen war mit einem höheren Maß an Stress, Angst und depressiven Symptomen verbundenEs ist unklar, ob diese Erfahrungen Stress verursachen oder ob Menschen, die bereits gestresst sind, sie eher bemerken und sich daran erinnern. Aber die Daten deuten darauf hin, dass Unterbewusste Verbindung ist nicht unbedingt eine „Superkraft“.
Palsson weist darauf hin, dass die Ergebnisse zwar belastbar seien, aber nicht bewiesen, dass unbewusste Verbindungen zu ungewöhnlichen Erfahrungen führten. Möglicherweise seien beide Faktoren von anderen Faktoren beeinflusst, oder Menschen, die offener für Erfahrungen seien, würden ungewöhnliche Ereignisse einfach eher bemerken oder sich daran erinnern. Vorahnungen seien in diesem Sinne Teil unserer Weltanschauung und nicht etwas, das außerhalb ihrer liege.
Kurz gesagt: Das Unerklärliche könnte einfach das Ergebnis einer anders funktionierenden Denkweise sein. Nicht besser, nicht schlechter. Einfach anders.