Eine normale Socke kostet drei Euro. Diese hier kostet zwar mehrere Tausend, könnte Ihnen aber eine Amputation ersparen. Sie heißt Leia und ist die erste intelligente Socke, die Diabetikern das Gefühl in den Füßen zurückgibt. Im Inneren befinden sich Drucksensoren an der Sohle, ein Computer im Schaft und in den Stoff eingenähte Elektroden. Beim Gehen erfassen die Sensoren Ihr Gewicht. Der Computer wandelt diese Daten in elektrische Impulse um. Die Elektroden stimulieren die noch funktionierenden Nerven in Ihrem Knöchel und umgehen dabei die durch Diabetes geschädigten Nerven. Das Gehirn empfängt das Signal, und Sie können den Boden unter Ihren Füßen wieder spüren.
Ganz einfach, oder? Nein. Ich würde sagen, definitiv nicht, wenn man bedenkt, dass es fünf Jahre Forschung gekostet hat, umETH in Zürich Um dorthin zu gelangen. Aber jetzt sind wir da: Der Start in den Vereinigten Staaten ist für 2027 geplant..
Das Problem, das niemand sieht
Die diabetische Neuropathie betrifft etwa 280 Millionen Menschen Weltweit. Wir sprechen von der Hälfte der 560 Millionen Diabetiker. Der Mechanismus ist gnadenlos, das wissen wir alle: Hohe Blutzuckerwerte schädigen fortschreitend die Nerven und die sie versorgenden Blutgefäße. Zuerst versagen die längsten Nerven, die vom Rückenmark bis zur Fußsohle verlaufen. Wenn diese Nerven keine Signale mehr senden, wird der Fuß zu einer sensorischen toten Zone.Man spürt weder Hitze noch Kälte noch Druck. Man bemerkt weder Blasen, Schnitte noch Geschwüre. Wenn man sie schließlich bemerkt, ist es oft zu spät.
Die Folgen? Erstens zahlreiche Stürze, da das Gleichgewicht von der Rückmeldung der Füße abhängt. Wunden, die sich zu schweren Infektionen entwickeln. Im schlimmsten Fall schmerzhafte Amputationen. Eine Studie veröffentlicht in Nature Communications veröffentlicht Es hat sich gezeigt, dass der durch Neuropathie bedingte Mobilitätsverlust einen Teufelskreis auslöst: Man bewegt sich weniger, der Diabetes verschlimmert sich und die Komplikationen nehmen zu. Es bedarf eines Weges, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

So funktioniert die Nervenumgehungssocke (Hier: Ich habe bereits einen Spoiler verraten)
Das Team Mynerva, der Ableger vonETH in Zürich geführt von Greta Preatoni, verbrachte fünf Jahre mit der Entwicklung dieser Technologie. Die Grundidee besteht darin, den Schaden zu umgehen, anstatt ihn zu reparieren. Sind die Nerven in der Wade beschädigt? Sehr gut, wir stimulieren die weiter oben liegenden, auf Knöchelhöhe, die noch funktionieren. Die Socke verfügt über Drucksensoren an der Sohle, die erfassen, wo und wie stark der Fuß beim Gehen auf den Boden auftrifft. Ein KI-Prozessor im Schaft der Socke wandelt diese Daten in Echtzeit in personalisierte elektrische Signale um. In den Stoff eingenähte Elektroden leiten diese Impulse direkt an gesunde Nervenbahnen weiter.
Das Gehirn interpretiert diese künstlichen Signale so, als wären sie natürlich. Magnetresonanztomographische Untersuchungen haben dies bestätigt. Die durch die Stimulation der Socke aktivierten Hirnareale sind dieselben, die auch bei natürlicher Berührung aktiv werden..
Für den Nutzer ist das Gefühl intuitiv: Man spürt den Druck der Ferse beim Aufsetzen, man spürt die Balance bei der Gewichtsverlagerung. Nichts Künstliches oder Mechanisches.
Jede Socke wird individuell für den Patienten kalibriert. Das System erkennt den Grad der Nervenschädigung und passt die Impulsintensität entsprechend an. Es handelt sich nicht um ein Standardprodukt, sondern um eine maßgefertigte Neuroprothese, die wie ein normales Kleidungsstück getragen wird.
Das Detail, das den Unterschied macht
Es gibt einen Aspekt, der oft unbemerkt bleibt, aber alles verändert: die Reduzierung neuropathischer SchmerzenViele Patienten mit diabetischer Neuropathie leiden nicht nur unter Taubheitsgefühlen, sondern auch unter chronischen brennenden Schmerzen. Die gezielte elektrische Stimulation der Leia-Socke löst die Freisetzung von Neurotransmittern aus, die die Schmerzweiterleitung blockieren. Laut Dr. PreatoniViele Patienten suchen nach Alternativen zu starken Schmerzmitteln, um Nebenwirkungen und Abhängigkeit zu vermeiden. Diese Socke könnte diese Alternative sein.
Der Name LesenSie hat unter anderem eine kuriose Geschichte. Die ersten Prototypen besaßen zwei in den Stoff eingenähte Kissen, die an die Zöpfe der Prinzessin erinnerten. star Wars„Das ist eine lustige Anekdote, die das Team zusammenhält“, sagt Preatoni lachend. In seinem Büro stehen drei Plastikboxen mit allen Prototypen: vom steifen, drahtverstärkten Schuh der ersten Versionen bis zum aktuellen, eleganten Design, das wie eine normale Sportsocke aussieht.
Wann kommt die KI-Socke (und wie viel wird sie kosten)?
Mynerva gewonnen im Juni 2024 Hauptpreis beim Venture Award, wodurch die Kosten für Patente und die Genehmigung der Food and Drug Administration Amerikanisch. Wenn alles nach Plan läuft, ist der Soft-Launch in den USA für 2027 geplant. Nach den Vereinigten Staaten will das Team die Schweiz, Großbritannien und den Nahen Osten erobern. Wie wir in einem früheren Artikel berichtetenTragbare Technologie für Therapiezwecke entwickelt sich rasant von einem einfachen Überwachungsinstrument zu einem aktiven medizinischen Gerät.
Der Preis wurde noch nicht offiziell bekannt gegeben, aber da es sich um ein FDA-zertifiziertes Medizinprodukt mit Hightech-Komponenten handelt, ist mit Kosten im vierstelligen Eurobereich zu rechnen. Verglichen mit den Gesundheitskosten für Komplikationen bei Neuropathie (Krankenhausaufenthalte aufgrund von Infektionen, Operationen, Amputationen) könnte sich die Investition jedoch für die Gesundheitssysteme als tragbar erweisen.
Die erste Langzeitstudie beginnt diesen Herbst, um zu testen, ob die Leia-Socke durch eine Verbesserung des Gangbildes Fußgeschwüren vorbeugen kann. Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass eine kontinuierliche elektrische Stimulation sogar die Nervendurchblutung verbessern und die Funktion geschädigter Nerven teilweise wiederherstellen kann.
„Es wäre ein Traum, zu beweisen, dass Leia das kann“, sagt Preatoni mit leuchtenden Augen.
Die Zukunft liegt Ihnen zu Füßen
Die eigentliche Frage ist nicht, ob die Technologie funktioniert (vorläufige Daten bestätigen dies), sondern ob sie sich skalieren lässt. Auf der Mynerva-Website Man kann sich bereits für Updates zum Gerät anmelden. Das Interesse ist vorhanden. Es bleibt abzuwarten, ob das Gesundheitssystem für eine solche Lösung in großem Umfang bereit sein wird.
Denn eine Socke mit einem eingebauten Computer ist nicht gerade das, was man in der Apotheke erwartet: aber vielleicht ist es genau das, was 280 Millionen Menschen brauchen, um wieder zu spüren, wo sie ihre Füße hinsetzen.
