Im Herzen jedes Intellektuellen schlummert eine verborgene Wunde. Eine Wunde, die lautlos brennt, angeheizt durch gesellschaftliche Erwartungen, Gruppenzwang und die Angst, gegen den Strom zu schwimmen. George Orwell legte mit seiner scharfen Feder und seinem unbeugsamen Geist diese Wunde in „Animal Farm“ offen und enthüllte die stille und heimtückische Zensur, die die britische intellektuelle Gesellschaft seiner Zeit durchdrang.
Aber was passiert, wenn ein Autor dieses Kalibers auf die „Wunde“ des Intellektualismus trifft? Wenn seine Stimme nicht durch repressive Gesetze erstickt wird, sondern durch die Angst, gegen die vorherrschende Orthodoxie zu verstoßen? Hier ist die Geschichte eines Mannes, der es wagte, das System herauszufordern, nicht mit Gewalt, sondern mit der Wahrheit.
Das Dilemma des Intellektuellen
Tief in der Seele eines jeden Intellektuellen gibt es einen Konflikt. Auf der einen Seite steht der brennende Wunsch, die Wahrheit auszudrücken, Konventionen in Frage zu stellen und Ungerechtigkeiten ans Licht zu bringen. Auf der anderen Seite steht die Angst, ausgegrenzt zu werden, den Respekt der Kollegen zu verlieren und als Ketzer abgestempelt zu werden.
Dieses Dilemma war Orwell nicht fremd, der mit seiner scharfen Wahrnehmung Zensur nicht als einen von oben auferlegten Akt, sondern als eine selbst auferlegte Entscheidung der intellektuellen Gemeinschaft erkannte.
Animal Farm: ein „politisches Märchen“
„Animal Farm“ war nicht nur eine Geschichte über die Übernahme einer Farm durch Tiere. Es war eine bissige Kritik am Übergang der Sowjetunion von der Revolution zum Totalitarismus unter Stalin. Doch während die Novelle in ihrer Satire klar war, war die Reaktion der britischen Intellektuellengemeinschaft alles andere als positiv. Warum? Weil Orwell die „Wunde“ des Intellektualismus berührt hatte: die Angst, gegen die vorherrschende Orthodoxie zu verstoßen. Und das galt nicht nur in der Sowjetunion.
Orwell war nicht von einer Regierung oder einer externen Stelle zensiert worden. Er war von derselben Gemeinschaft zensiert worden, die eigentlich die Meinungsfreiheit verteidigen sollte. Es handelte sich um eine „spontane“ Zensur, die nicht aus einer organisierten Kampagne entstand, sondern aus der kollektiven Angst, gegen den Strom zu schwimmen. Und diese Zensur war umso gefährlicher, weil sie unsichtbar, still und heimtückisch war.
Das Vorwort zum Buch „Freiheit der Presse“ wurde in der ersten Auflage des Buches weggelassen, verschwand dann und verschwand es wurde erst 1971 wiederentdeckt.
Was im Vorwort von „Animal Farm“ stand
Natürlich ist es für eine Regierungsbehörde unerwünscht, Zensurbefugnisse für Bücher zu haben, die nicht offiziell gesponsert werden (mit Ausnahme der Sicherheitszensur, gegen die in Kriegszeiten niemand Einwände hat).
Die größte Gefahr für die Gedanken- und Meinungsfreiheit besteht derzeit jedoch nicht in der direkten Einmischung des Innenministeriums oder einer anderen offiziellen Stelle. Wenn Verlage und Redakteure sich bemühen, bestimmte Themen aus der Presse herauszuhalten, dann nicht aus Angst vor Strafverfolgung, sondern aus Angst vor der öffentlichen Meinung.
In diesem Land ist intellektuelle Feigheit der schlimmste Feind, dem sich ein Schriftsteller oder Journalist stellen muss, und diese Tatsache scheint mir nicht so diskutiert worden zu sein, wie sie es verdient …
Orwell und sein Kampf
Trotz dieser Herausforderungen gab Orwell nicht auf. Mit seiner Feder kämpfte er gegen die Zensur und deckte die Heuchelei und Widersprüche der intellektuellen Gesellschaft auf. Und während viele ihn kritisierten, feierten ihn viele andere für seine Kühnheit und seinen Mut.
Denn wie er selbst schrieb: „Wenn Freiheit etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen.“
Orwells Geschichte erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Meinungsfreiheit nicht nur vor externen, sondern auch vor internen Bedrohungen zu verteidigen. Es erinnert uns daran, dass Zensur viele Formen annehmen kann und dass wir immer wachsam sein müssen. Und vor allem erinnert es uns daran, dass die Wahrheit eine mächtige Kraft ist und dass diejenigen, die es trotz aller Herausforderungen wagen, sie auszudrücken, wahre Helden sind.